Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. – Albert Einstein
Mein Sohn und ich haben ein gemeinsames Hobby. Wir schrauben Desktop-PC’s zusammen. Mein Sohn betreibt das intensiver als ich.
Sein Ziel: Mit einem geringen Budget Gaming-PC’s aufzubauen, abgestimmt auf die jeweiligen Spiele.
Dazu gehört natürlich experimentieren. In meiner täglichen Arbeit habe ich kleine Sequenzen, um neue und andere Ansätze zu testen. Ich möchte so feststellen, ob Überlegungen funktionieren oder ob Faktoren in meinen Überlegungen fehlen. Es hilft mir ein besseres Gespür für die Optionen und deren Risiken zu bekommen. Wichtig ist mir dabei, dass mein Experiment genau einen Fakt behandelt und nicht mehrere, um eine Messbarkeit der Wirksamkeit zu erreichen. Damit im beruflichen Umfeld die Transparenz gewährleistet bleibt, verwende ich zur Dokumentation entweder die Architecture Decision Record (ADR) – Schablone oder das Kapitel Entwurfsentscheide im Arc42 – Template, falls es sich bereits um ein laufendes Projekt handelt. Mit diesem Vorgehen habe ich positive Erfahrungen gemacht. Ohne diese transparente Grundlage sind die Ergebnisse solcher Experimente starker Kritik ausgesetzt, da es heute mehr als eine Technologie gibt mit der ein Problem lösbar ist. Sind dann die Überlegungen nicht festgehalten, beginnen die Diskussionen in regelmässigen Abständen wieder von vorn. Eine sehr zeitaufwendige Prozedur, die im Projektmodus das Budget verbrennt, ohne nennenswerte Ergebnisse zu liefern. In der Software rächt es sich zudem durch unterschiedliche Ansätze (Technologien), mit denen am Ende das gleiche Problem gelöst wird, auf Kosten der Wartbarkeit.
Bei meinen Experimenten möchte ich Denkfehler wie zum Beispiel den Overconfidence Bias vermeiden, der sich in zu optimistischen Schätzungen oder zu klinischen Ansätzen widerspiegeln kann. Mein Sohn half mir kürzlich dabei zu verstehen, dass beim experimentieren auch der Confirmation Bias bzw. die erweiterte Form Availability Bias ein Spielverderber sein kann. Wie schaffte es mein Sohn, dass mir dieser Denkfehler im Experimentier-Modus bewusst wurde?
Er war gerade dabei einen neuen Desktop-PC aufzubauen. In seinem Zimmer verfügt er nur über WLAN. Für den Desktop-PC hatte er keine WLAN-Karte oder USB-Stick mit dem eine Verbindung zum Internet möglich gewesen wäre. Auf dem Motherboard war lediglich eine RJ45-Buchse für das LAN-Kabel.
Er kam zu mir und fragte mich, ob ich noch einen WLAN-Stick habe. Als ich nein sagte, fragte er mich: „Hast du ein LAN-Kabel?“ Ich war gerade abgelenkt, weil ich bereits nach einem günstigen WLAN-Stick im Netz suchte. Natürlich war Samstagabend. Ich fragte warum und er antwortete: „Der Sonos hat auch so einen Stecker, möchte die verbinden.“ Ich erklärte ihm dies werde nicht funktionieren, da der Sonos zwei Varianten habe mit dem Internet verbunden zu werden. Eine über das LAN, die andere über WLAN und sein Sonos sei über WLAN mit dem Internet verbunden.
Mein Sohn liess sich von meiner Aussage nicht beeindrucken und fragte mich erneut nach einen LAN-Kabel. Ich drückte ihm eins in die Hand und er ging wieder in sein Zimmer. Ich hörte nichts mehr von ihm.
Nach einiger Zeit fragte ich nach, ob er das Kabel noch brauche. Seine Antwort: „Ja, damit habe ich Internetzugang“. Ich war etwas überrascht und fragte, wie er denn nun Internet habe. Seine lockere Antwort: „Ich habe den Rechner mit dem Sonos verbunden, Neustart gemacht und dann hatte ich Internet“. Jetzt wurde ich doch neugierig und schaute es mir an. In der Tat war der PC mit dem Sonos verbunden. Dieser war über WLAN verbunden und fungierte als LAN-Accesspoint für den Desktop-PC.
Ehrlich, ich wäre nie auf diese Idee gekommen, da ich in diesem Zusammenhang in festen Mustern gefangen war.
Hättest du gewusst, dass ein Sonos als LAN-Accesspoint genutzt werden kann? Dein Feedback interessiert mich.